Das Handwerk des Färbens

Das Handwerk des Färbens

Das traditionelle Handwerk des Färbers ist mittlerweile fast vollständig ausgestorben. Heutzutage übernehmen Fabriken den oft aufwendigen Färbeprozess unserer Kleidung. Trotzdem wird in Kreuzworträtseln häufig nach Synonymen für den Färberbottich gesucht. 

Die antike Küpe

Die Küpenfärberei ist eine der ältesten bekannten Färbetechniken für Wolle und Leinen. Schon im antiken Griechenland stellte man waschechte Farbstoffe wie Indigo und Purpur her. Die oft in Kreuzworträtseln gesuchte Küpe, auch Küper genannt, bezeichnet einen Bleikessel, der in der Antike zum Färben edler Stoffe verwendet wurde. 

Der aufwändige Färbeprozess für Purpur wurde von Aristoteles überliefert. Purpur wurde im Altertum aus den im Mittelmeer lebenden Purpurschnecken gewonnen. Übersetzt heißt das altgriechische Wort Purpur ‘Farbstoff von Schalentieren’. Zur Herstellung eines Gramm reinen Purpurs benötigte man 10.000 Schnecken, die jedes Jahr im Frühjahr von den Bewohnern Kretas gesammelt wurden. 

Die Schnecken wurden geöffnet und die farbstoffhaltige Hypobranchialdrüse entnommen. Um ihnen Flüssigkeit zu entziehen, wurden sie drei Tage in Salz eingelegt. Anschließend wurde die Masse mit Urin vermengt und durch langsames Kochen eingedickt. Mit dem mühevoll gewonnenen Farbstoff wurde nun in besagter Küpe eine Färbelösung angesetzt. Die gefärbten Stoffe ließ man anschließend an der frischen Luft trocknen, denn erst durch Sonneneinstrahlung wurde der violette Farbstoff sichtbar. 

Da man für die Herstellung dieses erlesenen Farbstoffes zehntausende Schnecken benötigte, fand man bei Ausgrabungen in der Nähe antiker Färbereien ganze Schalenberge. Dank dieser Funde weiß man, dass je nach Region unterschiedliche Schneckenarten für die Farbstoffgewinnung genutzt wurden. In Tyrus nutzte man bevorzugt die Schneckenart Bolinus brandaris, während in Sidon die Schnecke Hexaplex trunculus bevorzugt wurde. 

Selbstverständlich waren die mit Purpur gefärbten Stoffe echte Luxusgüter. Zur Zeit des römischen Kaisers Augustus zahlte man für ein Kilogramm gefärbte Wolle umgerechnet stolze 600 Euro. Aus diesem Grund war Purpur die Farbe der Reichen und Vornehmen im alten Rom. Senatoren war es gestattet, einen breiten Purpurstreifen am Ausschnitt Ihres Gewandes zu tragen. Lediglich einem erfolgreichen, heimkehrenden Feldherrn war es erlaubt, eine vollständig purpurfarbene Tunika während seines Triumphzugs durch Rom zu tragen.

Färben im Mittelalter mit dem Kübel

Wird in einem Kreuzworträtsel ein Färberbottich mit sechs Buchstaben gesucht, ist meist der Kübel gemeint. Interessanterweise leitet sich Kübel vom mittelalterlichen Wort ‘Kubilo’ ab, das hohles Gefäß bedeutet. 

Für die Bevölkerung in Deutschland hatte das Färben keinen so hohen Stellenwert wie für antike Hochkulturen. Es dauerte lange, bis sich auch hier ein gewisses Modebewusstsein durchsetzte. Denn für einen Großteil unserer Vorfahren sollte Kleidung vor allem eines sein - haltbar und funktional. Erst mit der Zeit wurde farbige Kleidung zu einem Statussymbol. Schon allein deshalb, da sich nur reiche Bevölkerungsschichten die teuren Farbpigmente leisten konnten.

Zunächst färbten Hausfrauen die Kleidung in einem großen Kübel mit verschiedenen Färberpflanzen. Erst mit der Entwicklung der Städte wurde der Beruf des Färbers geboren. Allerdings wurde Färbern verboten eine eigene Zunft zu gründen. Aus diesem Grund waren sie abhängig von der Zunft der Tuchmeister und mussten ihre Arbeitskraft für einen Hungerlohn verkaufen. Jedes gefärbte Tuch wurde von einem Innungsmeister kontrolliert. Unterlief einem Färber ein Fehler, musste das Tuch verbrannt werden und der Färber bekam keinen Lohn, bis der Verlust ausgeglichen war.  

Bald spezialisierten sich Färber auf bestimmte Farben. Beispielsweise gab es den Schwarzfärber. Er verdiente sein Geld häufig damit, Kleidung aufgrund eines Todesfalls schwarz einzufärben. Denn damals war es üblich nach dem Verlust eines engen Angehörigen eine gewisse Zeit ausschließlich schwarze Kleidung zu tragen.

Andere Färber wurden Experten im Färben von besonders edler Kleidung. Diese Schönfärber arbeiteten oft für den Adel. Andere Färber hatten einen eigenen Färberaum im Haus. Es gab jedoch auch spezielle Färberhäuser, in denen mehrere Färber für einen Tuchmacher arbeiteten. In alten Abbildungen erkennt man, dass Kleidung damals in großen Kübeln aus Holz gefärbt wurde. 

Das Ansetzen des Färbebades in Färberbottichen erforderte einiges an Fachkenntnis. Denn das Ergebnis hing von vielen Faktoren wie der Wasserhärte oder dem Mineralstoffgehalt des Farbstoffs ab. Wurden Färberpflanzen verwendet, konnte das Resultat je nach Jahreszeit variieren. Damit sich die Farbpigmente dauerhaft anlagern konnten und nicht wieder ausgewaschen wurden, musste der Färber die Stoffe mit einer Beize vorbehandeln. 

Je nach gewünschter Farbe wurde der Stoff mit Essig, Weinstein oder Ammoniak vorbereitet. Die mit Beize vorbehandelten Stoffe wurden in das erhitzte Färbebad gegeben. Durch Rühren wurde sichergestellt, dass das Tuch die Farbe gleichmäßig annahm. Eine intensive Farbe wurde allerdings nicht dadurch erzielt, die Stoffe lange in einem Färbebad zu belassen. Stattdessen wurde der Stoff mehrfach hintereinander gefärbt, bis die gewünschte Intensität erreicht war. 

Da sich Kleidung immer mehr zum Statussymbol entwickelte, dauerte es nicht lange, bis die ersten Kleidervorschriften erlassen wurden. Mit ihnen wurde es der einfachen Bevölkerung verboten Kleidung in bestimmten Farben zu tragen. Zum Beispiel durften einfache Bauern keine blaue Kleidung tragen und Gelb war lange die Farbe der Schande für Prostituierte. 

Der Adel hingegen trug schreiend bunte Gewänder in Farbkombinationen, die heute einiges an Mut erfordern würden. Damals wurde eine tannengrüne Hose mit einem scharlachroten Oberteil kombiniert, dazu kam ein hellblauer Mantel. Komplettiert wurde das Outfit des hochrangigen Mannes von Welt mit einer bunten Kappe. Sicherlich wussten einige Adlige nicht, die Kleider in teuren Farben bestellten, dass Färber in die Färberbottiche urinierten, um edle Stoffe blau zu färben.

Modernes Färben in riesigen Wannen

Die Farbe eines Kleidungsstücks ist auch heute ein wichtiges Kaufkriterium. Glücklicherweise gibt es keine Gesetze, die uns das Tragen bestimmter Farben verbieten. Alles was zählt, ist der eigene Geschmack. Durch neue, moderne Herstellungsverfahren ist die Auswahl an Farbtönen größer als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Jeder kann seinen ganz eigenen Stil entwickeln und ausleben.

Auch Färberbottiche gibt es noch. Allerdings sind die Wannen in modernen Fabriken um ein Vielfaches größer als früher. Tausende Kleidungsstücke werden maschinell gefärbt. Der Textilarbeiter steuert lediglich den Produktionsprozess, muss jedoch nicht selbst Hand anlegen. 

Führt man sich die lange Geschichte des Färbens vor Augen, erkennt man, dass Menschen Aussehen und Stil schon immer wichtig waren. Aus der Forschung weiß man mittlerweile, dass sich Farben auf unsere Stimmung auswirken können. Fröhliche Farben stimmen uns beispielsweise nachweislich optimistisch.