Der Sohn des griechischen Anführers im Trojanischen Krieg

Der Sohn des griechischen Anführers im Trojanischen Krieg

Der Sohn des Agamemnon ist eine immer wieder gern gesehene Umschreibung in Kreuzworträtseln, mit deren Antwort sich viele schwer tun dürften. Wer genau der Sohn des Agamemnon war, wer Agamemnon war und was es mit seinem auf sich hat, haben wir einmal kurz für Sie zusammengestellt.

Orest/Orestes

Der Sohn des Agamemnon heißt Orestes oder kurz Orest. Es handelt sich bei ihm und seinem Vater um mythische Figuren aus der antiken griechischen Epik. Bevor man sich um die Erlebnisse des Orest kümmert, sollte man sich zunächst den Kontext ein wenig vor Augen führen, denn wie man weiß: Ohne Vorgeschichte keine Geschichte!
Wer den Film Troja gesehen hat, kennt ihn: Agamemnon. Ein etwas knorriger alter Geselle, der vorgibt für seinen Bruder in den Krieg zu ziehen, aber eigentlich nur den eigenen Machtbereich erweitern will. Die dem Film zugrunde liegende Geschichte basiert auf dem ältesten überlieferten literarischen Werk der europäischen Geschichte.

Die Ilias des Homer, wurde vermutlich um 800 v.Chr. verfasst und wurde bis in die Gegenwart ungebrochen tradiert. Die Geschichte des größten Krieges der griechischen Vorgeschichte hat über Jahrtausende hinweg die Zuhörer und Leser begeistert. Agamemnon als mächtigster Herrscher der Griechen vereinte alle Regionen Griechenlands unter seiner Führung und zog in den Krieg gegen Troja. Der Krieg war erst nach zehn Jahren vorbei und Troja besiegt. Danach wurde es Zeit für die Griechen wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Nach einer langen Fahrt kommt er schließlich zu Hause an und kann endlich seine geliebte Frau in die Arme schließen. Diese freut sich so sehr über seine Rückkehr, dass sie ihn gemeinsam mit ihrem Liebhaber in der Badewanne erdolcht. Allerdings hatte seine Frau Klytaimnestra gute Gründe für den hinterhältigen Mord. Agamemnon hatte nämlich zuvor ihre Tochter Iphigenie geopfert. Aus ebendiesen offenbar sehr stabilen Familienverhältnissen stammt auch Orest.

Orest war ebenfalls mit auf dem Feldzug seines Vaters in Troja. Nach dem Tod seines Vaters hatte der Liebhaber seiner Mutter, wie konnte es auch anders sein, auch seinen Tod im Sinn. Denn ein Sohn des mächtigen Königs hätte für seine eigenen Machansprüche eine klare Absage bedeutet. Durch tatkräftige Hilfe seiner Amme konnte der Mord abgewendet werden. Allerdings musste diese dafür eines ihrer eigenen Kinder opfern. Orest floh daraufhin nach Phokis, wo seine Erziehung durch eine Schwester des Agamemnon beendet wurde. Bisjetzt eine Geschichte aus Intrigen und Mord und genau so geht sie auch weiter. Orest wurde von seiner Tante Elektra erzogen und ebendiese informierte ihn auch über den frevelhaften Mord an seinem Vater. Dies tat sie mit der Bitte, dass Orest den Tod des Agamemnon als dessen einziger Sohn zu rächen hätte. Acht Jahre nach Agamemnons Tod suchte Orest Rat beim berühmten Orakel von Delphi, welches ihm prompt dazu riet, seine Rachepläne in die Tat umzusetzen. Getarnt als Herold begab sich Orest zurück in seinen Familiensitz und tötete seine eigene Mutter und deren Liebhaber.

Wie das in der griechischen Mythologie so üblich ist, bleibt ein Muttermord nie ohne fatale Folgen. Orest wurde von den Rachegöttinen, den sogenannten Erinnyen, mit einem Fluch belegt. Orest hatte sich durch seinen Muttermord zur persona non grata gemacht und wurde aus der griechischen Gesellschaft praktisch ausgeschlossen. In Athen wurde schließlich darüber entschieden, ob der Mord an seiner Mutter durch deren Frevel gerechtfertigt werden kann.

Durch göttlichen Beistand wurde Orest von seiner Schuld freigesprochen. Seinen Fluch löste dieses Urteil aber nicht. Diesen konnte er nach einem weiteren Orakelspruch loswerden, wenn er nach Tauris gehen würde. Auf Tauris wurde seine Schwester Iphigenie festgehalten. Die Flucht des Orest und der Iphigenie von Tauris wurde von Goethe in einem berühmten Drama verarbeitet. Durch diese Flucht und Rettung seiner Schwester war der Fluch, den Orest durch seinen Muttermord auf sich geladen hatte, geheilt.

Nach seiner Rückkehr in seine Heimat nahm er den Platz seines Vaters ein. Er herrschte über Mykene. Aber auch diese Zeit war keinesfalls sorgenfrei. Weitere Intrigen, Entführungen und Morde verfolgten Orest, bis er schließlich mit 90 Jahren starb.

Typisch griechisch

Wie so oft in der griechischen Mythologie geht es auch in der Lebensgeschichte des Orest immer nur um Mord und Totschlag. Alles ist mit dabei: Muttermord, Inzest, Ehebruch, Entführung etc. Jedes Kapitalverbrechen, das man sich vorstellen kann, findet im Laufe des Lebens des Orest einen mehr oder weniger prominenten Platz. Natürlich spielen auch die Götter eine nicht zu unterschätzende Rolle. Sie greifen immer wieder ins Geschehen ein und haben entweder einen positiven Effekt oder einen deutlich negativen Effekt auf den Verlauf der Geschichte.

Die Einordnung des Orest in die Welt der Ilias und der Odyssee durch seinen berühmten Vater Agamemnon machte auch das Leben des Orest zu einem immer wieder rezipierten mythischen Stoff. Es gibt zahlreiche dramatische Bearbeitungen, Statuen, Malereien und vieles mehr, die sich mit dem Thema Orest auseinandersetzt.

Wir hoffen, dass wir einen wertvollen Einblick in die Geschichte rund um die Namen Orest und Agamemnon bieten konnten. Wenn Sie das nächste Mal ein Kreuzworträtsel lösen und die Frage nach dem Sohn des Agamemnon auftaucht, erinnern Sie sich an Mord, Totschlag und die mythische Welt des antiken Griechenlands.