Eine Pflanzengattung aus der Familie der Rautengewächse

Eine Pflanzengattung aus der Familie der Rautengewächse

In Kreuzworträtseln wird nicht selten nach Zitrusfrüchten gefragt. Passionierte Rätsellöser denken dann sofort an Orange, Zitrone, Mandarine oder Grapefruit mit sechs, sieben, neun bzw. zehn Buchstaben. Keine der bekannten Lösungen, die auf der Hand zu liegen scheint, passt jedoch. Um so erstaunlicher ist, was das Internet an Lösungen bereithält. Von Limone und Pomelo mit jeweils sechs Buchstaben, Kumquat und Limette mit sieben Buchstaben oder von der neunbuchstabigen Pomeranze und der zehnbuchstabigen Clementine, Bergamotte und Blutorange hat man bereits gehört. Was eine Yuzu, eine Ugli, eine Satsuma oder eine Tangerine ist, erfahren Sie in diesem Beitrag, der sich um die große Welt der Zitrusfrüchte dreht.

Formenreiche Beerenfrüchte mit Saftschläuchen

Zitrusfrüchte (Agrumen) sind Früchte von Zitruspflanzen, die den wissenschaftlichen Namen Citrus tragen. Sie gehören zur Ordnung der Seifenbaumartigen (Sapindales) und zur Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Es gibt rund 60 Arten und zahlreiche Kulturformen. Zitrusfrüchte werden weltweit in tropischen und subtropischen Gebieten angebaut. Die wichtigsten Anbaugebiete sind China, Süd- und Südostasien, der gesamte Mittelmeerraum inklusive Israel und Marokko, die Südstaaten der USA sowie Länder Mittel- und Südamerikas. 

Zitrusfrüchte sind eine Sonderform der Beerenfrüchte mit Saftschläuchen, die die Fruchtfächer ausfüllen. Die Schalen setzen sich aus gelben, grünen oder orangefarbenen Öldrüsen zusammen. Zitrusfrüchte sind reich an Vitaminen, vor allem an Vitamin C und Mineralstoffen, wie Kalium.

Immergrüne Bäume mit herrlichen Blüten

Zitruspflanzen sind immergrüne Bäume und Sträucher mit durch Öldrüsen punktierten Blättern und herrlichen weißen oder rosafarbenen Blüten, die oft fünf Kronblätter tragen. "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn, ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?" ist eine Passage aus "Wilhelm Meisters Lehrjahren", die auf Deutschlands berühmtesten Dichter und ausgewiesenen Liebhaber Italiens Johann Wolfgang von Goethe zurückgeht und für die Sehnsucht nach dem Süden steht. Zumindest der erste Teil hat sich für Liebhaber Italiens zum geflügelten Wort entwickelt. 

Wer bereits in einem Zitronen- oder Orangenhain gestanden hat, wird die Bedeutung dieser rhetorischen Frage umso mehr verstehen, denn kaum etwas bebildert die Sehnsucht nach dem Süden besser. Viele Hobbygärtner kultivieren eigene Zitrusbäumchen in Kübeln, um sich mediterranes Flair ins eigene Heim zu holen.

Vom Südosthang des Himalaya Gebirges

Die Ursprünge von Zitrusfrüchten liegen laut biogeografischen Analysen an den südöstlichen Hängen und Ausläufern des Himalaya Gebirges, die bis zu acht Millionen Jahre zurückreichen. Dabei handelt es sich um Gebiete im heutigen nordöstlichen indischen Bundesstaat Assam, in der chinesischen Provinz Yunnan und im Norden Myanmars. Die essbaren Früchte wurden früh kultiviert und verbreiteten sich in andere Gebiete der Welt.

Eine erste Erwähnung von Zitrusfrüchten als Herrschergaben findet sich in einer alten chinesischen Schrift aus der Zeit um 2200 vor Christus. Als ‘chu’ werden in dieser Schrift Kumquats und kleine Mandarinen bezeichnet, Grapefruits und Yuzu als ‘yu’. Yuzu sind hybride Zitrusfrüchte, die aller Wahrscheinlichkeit bereits seit Tausenden von Jahren im chinesischen Jangtse-Becken angebaut werden.

Wichtige Früchte im Altertum

In der indischen Textsammlung Vajasaneyi Samhita, die 800 vor Christus entstand, wurden Zitrusfrüchte ebenfalls erwähnt. Zitronen wurden darin als ‘jambila’ bezeichnet. In China, etwa 200 vor Christus, wurden Orangen und größere Mandarinen als ‘kan’ bezeichnet. Um 300 nach Christus finden sich in China Hinweise auf Zitronatszitronen.

Im 12. Jahrhundert wurde im Land der Mitte eine Monographie über Zitrusfrüchte verfasst, in der insgesamt 28 verschiedene Kultursorten detailliert beschrieben sind. Wie die Dreiblättrige Bitterorange (Poncirus trifoliata), eine Wildform der Zitrusfrüchte, veredelt wird, wusste man bereits zu dieser Zeit.

Zitrusfrüchte in Europa

Die Zitronatszitrone (Citrus medica) war aller Wahrscheinlichkeit nach die erste Zitrusfrucht, die von Asien nach Europa gelangte und im Mittelmeerraum kultiviert wurde. Die urwüchsig aussehenden Früchte besitzen eine besonders dicke Schale und werden unter anderem als medische Äpfel, Zedrate, Zedernäpfel oder Judenäpfel bezeichnet. Aus diesem Grund sind Zitronatszitronen ein Beispiel dafür, wie so viele verschiedene Lösungen für Zitrusfrüchte zustande gekommen sind. Für vermutlich alle Kultursorten gibt es zudem unterschiedliche, regional variierende Bezeichnungen.

Aufgrund der Feldzüge Alexander des Großen gelangten Zitronatszitronen von Persien nach Kleinasien. Der römische Gelehrte Plinius der Ältere, dem wir dank der von ihm verfassten ‘Naturalis historia’ umfangreiches Wissen aus der Antike zu verdanken haben, beschrieb Zitronen im ersten nachchristlichen Jahrhundert zunächst als exotische Importe. Im zweiten nachchristlichen Jahrhundert waren Zitronatszitronen bereits im östlichen Mittelmeergebiet verbreitet, wohin sie durch jüdische Migranten gelangten, die sich nach der Vertreibung aus Jerusalem im Jahr 70 nach Christus vor allem in Spanien, Griechenland und in Süditalien angesiedelt hatten. Zitronen und Bitterorangen tauchten dann öfter auf römischen Mosaiken auf und es gab erste Rezepte, für die Zitronen benötigt wurden.

Wichtiger Wirtschaftsfaktor

Um 1500 wurden im Mittelmeerraum ähnlich viele Zitrusfrüchte wie in China kultiviert. Zur Bandbreite gehörten neben Zitronatszitronen auch Zitronen, Limetten, Limonen, Bitterorangen und Pampelmusen. Süße Orangen und Pomeranzen wurden durch portugiesische Eroberer eingeführt, die diese in ostafrikanischen Gärten entdeckt hatten.

Ab dem 18. Jahrhundert gab es sogenannte Zitronenhändler, die ihre Waren nördlich der Alpen und in süddeutschen Gebieten anboten. Neben Zitrusfrüchten verkauften sie Oliven, Feigen, Granatäpfel, Mandeln, Pistazien, südliche Gewürze, italienische Wurstwaren, Käse- und Fischspezialitäten sowie Weine. Erst im frühen 19. Jahrhundert gelangten Mandarinen aus China und Grapefruits, eine Kreuzung aus Orange und Pampelmuse, von Barbados nach Europa. Etwas später wurden der Royal Horticultural Society in London Kumquats vorgestellt.

Exotische Zitrusfrüchte

Zitrusfrüchte möchte heute niemand missen. Eine Ugli ist eine Hybride aus Grapefruit und Mandarine. Bei einer Satsuma handelt es sich um eine süße-saure, fast kernlose Zitrusfrucht aus Japan, eine Tangerine ist eine Mandarinen-Art. Der Gattungsname Citrus entstammt der lateinischen Sprache und bezeichnete ursprünglich unterschiedliche Pflanzen, wie Zedern und Zypressen, die sich durch ihr aromatisch duftendes Holz auszeichnen. Citrus wiederum geht auf das altgriechische Wort ‘kédros’ für Zeder zurück. Zitronen, Zypressen und Zedern liefern Duftstoffe und werden als Mottenmittel verwendet.