Holz- und Blechblasinstrumente

Holz- und Blechblasinstrumente

Blasinstrumente werden in Holz- und Blechblasinstrumente unterteilt. Über die Einordnung entscheidet nicht das Material, sondern die Art der Klangerzeugung. Holzblasinstrumente erzeugen Töne, indem die Luftsäule geteilt wird. Die Teilung erfolgt durch Anblaslöcher oder Rohrblätter. Blechblasinstrumente besitzen an einem Ende ein Mundstück und am anderen Ende einen Schalltrichter. Musiker erzeugen Töne direkt am Mundstück. Bekannte Blasinstrumente sind Flöten, Blockflöten, Querflöten, Oboe, Fagott und Schalmei, Tuba, Horn, Posaune und Alphorn.

Mozart, Klezmer, Swing, ‘When I'm Sixty-Four’ und Schindlers Liste

Die Klarinette besitzt ein Rohrblatt, das auf dem Mundstück befestigt ist. Der Klarinettist bringt dieses Rohrblatt zum Schwingen, indem er in das Instrument bläst. Die Klarinette wurde um 1700 erfunden. Der Nürnberger Instrumentenbauer Johann Christoph Denner arbeitete daran, die damals bekannten Holzblasinstrumente zu verbessern. Er erfand das sogenannte Überblasventil, was der Klarinette ermöglichte, einen erweiterten Tonumfang abzudecken.

Sie ist das Holzblasinstrument mit dem größten Tonumfang. Ein Klarinettist kann mit seinem Instrument eine Vielfalt an Stimmungen erzeugen. Diese Fähigkeiten ermöglichten Komponisten der damaligen Zeit, das Instrument vielseitiger einzusetzen. In den folgenden Jahrzehnten fand die Klarinette Einzug in die Orchestermusik. Mozart war von dem Instrument begeistert und vollendete sein Klarinettenkonzert im Jahr 1791. 

Die Klarinette verbreitete sich schnell in der folkloristischen Musik. Im Klezmer ist sie ebenso heimisch wie in der osteuropäischen Folklore. Eine zentrale Rolle spielte sie in der Swing-Ära der 1920er Jahre. Ein berühmter Klarinettist war der Bandleader Benny Goodman. Johannes Brahms und Bela Bartok komponierten ebenfalls Stücke für Klarinetten. In der Filmmusik kommt die Klarinette zum Einsatz, um atmosphärische und emotionale Szenen zu untermalen. Eine tragende Rolle spielt sie zum Beispiel in der Filmmusik von ‘Schindlers Liste’.

Johann Sebastian Bach, Miles Davis und viele Effekte

Die Trompete ist das bekannteste Blechblasinstrument. Zunächst diente sie als Instrument für Signale und Fanfaren beim Militär. Im Barock fand sie Einzug in die Kunstmusik. Mit ihren lauten und hellen Tönen durchdringt sie den gesamten Klang eines Orchesters. Johann Sebastian Bach brachte die Trompete in seinem Zweiten Brandenburgischen Konzert zum Einsatz. Solokonzerte für Trompeten gehören zu den populären Werken der klassischen Musik. Bis heute hat die Trompete einen festen Platz im Orchester. 

Zur Zeit der Klassik konnten Trompeter lediglich sieben bis acht verschiedene Töne spielen. Mit der Erfindung der Ventile im frühen 19. Jahrhundert erweiterte sich das Klangspektrum. Jedes der drei Ventile erschließt einen separaten Teil der Schallröhre. Seither können Melodien gespielt werden, die mit einer Naturtrompete unmöglich sind.

Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts spielt die Trompete im Jazz eine große Rolle. Viele berühmte Jazzmusiker sind virtuose Trompeter, wie Louis Armstrong und Miles Davis. Im Funk und im Soul hat die Trompete ebenfalls einen festen Platz. Trompeter können verschiedene Dämpfer in den Schalltrichter einführen. Auf diese Weise können sie die Töne leiser oder weicher klingen lassen. Mit bestimmten Dämpfern können unterhaltsame und komödiantische Effekte erzielt werden.

Hirtenmusik, Minnesang und Schottlands Stolz

Der Dudelsack ist eines der ältesten Holzblasinstrumente. Sein Herzstück ist ein Beutel aus Schafsleder. Heute werden jedoch synthetische Materialien verwendet. Der Musiker bläst den Beutel mit Hilfe des Mundstückes auf und entlässt den Luftstrom in mehrere Pfeifen. Dabei spielt er eine Melodie auf der Spielflöte. Die Spielflöte ist in den Sack eingearbeitet. Eine bis drei weitere Pfeifen erzeugen tiefe Töne, die nicht verändert werden können. Diese gleichbleibenden Töne in Kombination mit der höher klingenden Spielflöte geben dem Dudelsack seinen typisch vielschichtigen Klang.

Der Dudelsack ist seit der Antike bekannt. Archäologische Funde und Wandmalereien belegen seine Verbreitung im gesamten eurasischen Raum. Die deutsche Bezeichnung als Schäferpfeife deutet auf den Ursprung als Hirteninstrument hin. In der mittelalterlichen, höfischen Musikkultur hatte das Instrument seinen festen Platz und gehörte zur musikalischen Ausrüstung von Minnesängern. Später verlor der Dudelsack an Bedeutung, blieb bei Wandermusikern und Hirtenvölkern jedoch in Erinnerung.

Eine besondere Geschichte hat der Dudelsack in Schottland, wo er als ‘Bagpipe’ bezeichnet wird. Die Musikkorps der britischen Armee verbreiteten den schottischen Dudelsack im gesamten britischen Kolonialreich. Große Dudelsackbands gehören zu den Höhepunkten des Edinburgh Festivals, das im August jährlich 200.000 Besucher anzieht.

Spätentwicklung, zu jung für die Klassik, ganz groß im Big Band Sound

Das Saxophon ist ein Holzblasinstrument, obwohl es aus Metall hergestellt wird. Die Töne werden durch ein Einzelrohrblatt erzeugt. Das Saxophon ist eine vergleichsweise moderne Erfindung. Der belgische Instrumentenbauer Alphonse Sax beschäftigte sich mit der Weiterentwicklung der Klarinette. Er war auf der Suche nach einem Blasinstrument, dessen Klang in einem Orchester zwischen Holzbläsern und Blechbläsern einsetzbar war.

Im Jahr 1846 meldete Sax sein neues Instrument in Paris als Patent an. Das Saxophon kam zunächst in der französischen Militärmusik zum Einsatz. Erst in den 1930er Jahren begann es seine Erfolgsgeschichte. Dabei half ihm seine Vielseitigkeit. Saxophonisten können mit dem Instrument weiche, emotionale und vibrierende Töne erzeugen. 

Leader der Big Bands setzten es gern ein. Ein prominentes Beispiel ist ‘In the Mood’ von Glenn Miller. John Coltrane und Charlie Parker machten das Saxophon im Jazz berühmt. Es ist heute aus der Unterhaltungsmusik nicht wegzudenken. Auch die Popmusik profitiert vom Einsatz des Saxophons, wenn besondere Stimmungen ausgedrückt werden sollen.