Pflanzliche Fasern

Pflanzliche Fasern

Pflanzenfasern spielten lange Zeit eine bedeutende Rolle für die Herstellung von Schnüren, Matten und für das Anfertigen von Kleidung und Dämmungen. Lange waren sowohl Rohstoffe als auch verschiedenen Fertigungstechniken nahezu in Vergessenheit geraten. Mit der erneuten Besinnung auf umweltfreundliche und nachhaltige Alternativen halten Stroh, Hanf, Baumwolle, Kokos und viele mehr erneut Einzug in eine Vielzahl von Bereichen.

Wissenswertes


Wie die Bezeichnung bereits verrät, handelt es sich um pflanzliche Fasern. Sie können von Gräsern, Kräutern oder krautigen Pflanzen, Sträuchern, verholzten Gewächsen, aus Blüten und von Früchten gewonnen werden. Wichtig ist der pflanzliche Ursprung. Die Möglichkeiten der Herkunft erscheinen zahlreich und vielseitig. Hinzu kommen unterschiedliche Bezeichnungen.

Baumwolle - pflanzliche Naturfasern

Baumwolle ist eine der bekanntesten und beliebtesten Pflanzenfasern schlechthin. Sie wird traditionell als Basis für Kleidung, Taschen, Seile, Bezüge und andere Textilien verwendet. Gewonnen wird der altbekannte Rohstoff aus Blüten. 

Baumwolle und Baumwollfasern sind atmungsaktiv, weich und nehmen Feuchtigkeit auf. Sie lassen sich auf mannigfaltige Weise verarbeiten und bieten ein großes Spektrum im Hinblick auf ihren Einsatz. Vom Bettlaken bis zum Einkaufsbeutel hat Baumwolle einen festen Platz in der modernen Industrie. Produkte aus reiner Baumwolle und Kombinationen mit anderen Materialien sind möglich.

Stroh – ein Getreide mit langer Geschichte

Ähnlich wie Baumwolle kann auch Stroh mit einer langen Tradition aufwarten. Stroh wird für die Herstellung von Teppichen und Dämmmaterialien oder als Einstreu genutzt. Es eignet sich als Füllmaterial für Matratzen, schützt, isoliert und ist günstig. Matten, Futter und nicht zu vergessen Strohhüte werden ebenfalls aus Stroh hergestellt. Den Ursprung stellen die Halme des Getreides dar. 

Stroh ist vergleichsweise spröde und bricht im trockenen Zustand sehr schnell. Aus diesem Grund werden die Pflanzenfasern frisch oder angefeuchtet verarbeitet, geflochten oder gewoben. Handelt es sich um Füllmaterial, reicht eine gründliche Reinigung und die Zerkleinerung aus.

Hanf als Highlight

Hanfkleider, Hanfmatten, Hanf in Matratzen, Hanfhosen - die Fasern aus Hanf lassen sich zu zahlreichen Textilien verarbeiten und gewinnen ebenso wie der medizinische Einsatz an Bedeutung und Beliebtheit. Im Hinblick auf die verschiedenen Einsätze ähneln Hanffasern den Baumwollfasern. Das Gewebe ist ebenfalls atmungsaktiv und kann Feuchtigkeit aufnehmen. 

Hanf lässt sich gut färben und kann sich als pflegeleichter erweisen. Stoffe sind bis zu dreimal reißfester als Baumwolle. Im Vergleich wird Hanf dennoch seltener als Baumwolle verwendet und ist dadurch oft teurer und rauer. Allerdings steigt die Nachfrage, sodass die Preise sinken und sich das Angebot vergrößert. Die große Widerstandskraft und die lange Lebensdauer könnten in Zukunft dazu beitragen, dass sich Hanf zur Konkurrenz von Baumwolle entwickelt. 

Kokos - keine Nuss, jedoch nachhaltig

Kokosfasern stammen nicht von Nüssen, sondern von Palmen, die Steinfrüchte bilden. Die auch als Coir bekannten Fasern zeigen sich überraschend vielseitig. Sie werden beispielsweise für die Herstellung von Fußmatten, Teppichen, Matratzen oder als Dämmmaterial verwendet und ergeben ein gern genutztes Substrat. Kokosseile, Haarbürsten und Säcke stellen weitere Verwendungszwecke der zugleich elastischen und stabilen Fasern dar.

Kokosfasern werden aus den Schalen der Kokosnuss gewonnen und sind besonders langlebig. Sie sind beständig gegen Salzwasser und wurden unter anderem für die Anfertigung von Seilen und Tauen im Schiffsbau verwendet. Ihre lange Lebensdauer und die Widerstandskraft gegen eine Vielzahl von äußeren Einflüssen macht Kokos vor allem im Außenbereich interessant und beliebt. Für Kleidungsstücke sind die Pflanzenfasern jedoch zu starr, sodass ihre Verwendung eingeschränkt ist.

Baumbast

Baumbast ist ein ursprüngliches Material, das bereits in der Neusteinzeit zum Einsatz kam. Aus der abgezogenen Rinde von Linden und anderen Bäumen wurden Bindematerialien hergestellt. Noch heute ist Lindenbast in einigen Ländern ein Produkt mit einem hohen Wert. Dazu gehört unter anderem Russland. 

Ebenso wie bei der Anfertigung von Strohhüten haben sich ganze Familien mit der Anfertigung von Schnüren aus Baumbast beschäftigt. Besonders bemerkenswert ist die hohe Beständigkeit gegen UV-Strahlung. Aus diesem Grund ist Baumbast unter anderem für die Verwendung in Gärten ideal.

Flachs und Leinen

Flachs oder Lein sind nicht nur häufige Antworten in Kreuzworträtseln, sondern auch traditionelle und viel genutzte Pflanzenfasern. Die gebündelten Fasern entspringen der Flachspflanze und werden wie Baumwolle oder Hanf zu Kleidung und anderen Textilien verarbeitet. Dazu gehören Leinenhemden und -hosen, Beutel, Matten und Tücher. 

Leinenfasern sind im Vergleich zu fein verarbeiteter Baumwolle gröber und rauer. Sie ergeben dennoch ein luftiges Gewebe, das vor allem im Sommer sehr angenehm ist. Stoffe aus den Fasern knittern schnell, lassen sich jedoch sehr gut einfärben. Sie sind zudem pflegeleicht, einfach zu reinigen und langlebig. 

Schilf und Bambus

Schilf und Bambus wachsen schnell und werden deshalb als nachhaltige Rohstoffe der Zukunft gehandelt. Beide Gräser sind alt und können auf eine lange Tradition im Hinblick auf ihre Verwendung zurückblicken. Eingesetzt wurden die Pflanzenfasern zum Decken von Dächern, als Sichtschutz, für Zäune und Böden. Mittlerweile ist es aufgrund moderner Techniken möglich, Bambusfasern in feinen Geweben zu verarbeiten. Schilf und Bambus können für Zahnbürsten, Stricknadeln, Möbelstücke und als Filter verwendet werden.

Weide - Flechtmaterial für Körbe

Weidenkörbe und -zäune sind vor allem in Deutschland beliebt. Die biegsamen Zweige lassen sich vielseitig einsetzen und bieten zahlreiche Möglichkeiten der Ver- und Bearbeitung. Ganze Möbel können daraus gefertigt werden, sofern ein Gerüst zur Verfügung steht, das in der Regel aus Metall, Holz oder Kunststoff hergestellt wird.

Bananenblätter und Wasserhyazinthen 

Diese Rohstoffe und Pflanzenfasern werden vor allem geflochten. Aufgrund ihrer Breite ergeben sie dekorative Muster und lassen sich relativ einfach verarbeiten. Von Wäschetruhen bis zu Katzenmöbeln können die Materialien eingesetzt werden und erleben einen langanhaltenden Trend. Im Gegensatz zu Sisal, Kokosfasern und Stroh sind sie deutlich weicher und sicherer.

Sisal wird aus Sisal-Agaven gewonnen und unter anderem für Taue, Teppiche und Kratzstämme genutzt. Die Fasern sind rau und starr, brechen schnell, bieten jedoch eine gute Beständigkeit gegen UV-Strahlung und Feuchtigkeit.

Pflanzenfasern erleben eine Renaissance

Heimische Pflanzenfasern sind zahlreicher und weiter verbreitet, als man glaubt. Bambus, Schilf, Baumwolle oder auch die als Unkraut und Heilpflanze bekannte Brennnessel erleben eine Renaissance. Viele Unternehmen setzen bereits darauf, anstelle von Kunststoff nachhaltige Pflanzenfasern zu verwenden. Aus diesem Grund wächst die Anzahl der möglichen Verwendungen stetig. Klassiker wie Kokos und Weide verlieren dennoch nicht an Beliebtheit.