Primaten, Lemuren und Halbaffen

Primaten, Lemuren und Halbaffen

Nein, keine Sorge! Ein Halbaffe ist kein unglücklicher Irrtum der Natur, bei dem sich ein von Amors Pfeil verwirrter Affe mit einem Angehörigen einer anderen Tierart fortgepflanzt hat. Es handelt sich vielmehr um eine mittlerweile meist als veraltet geltende taxonomische Gruppe. Dank einer großen Zahl von Mitgliedern, deren Namen Längen von drei bis sechzehn Buchstaben umfassen, ist sie jedoch bis heute in Kreuzworträtseln sehr beliebt.

Warum heißt der Halbaffe Halbaffe?

Die Gruppe der Halbaffen oder lateinisch der Prosimiae wurde 1945 von G. Simpson benannt. Simiae sind die Affen. Pro bedeutet eigentlich für oder anstatt. Damit wären die Halbaffen also Füraffen oder Stattaffen. Möglicherweise handelt es sich aber um einen Irrtum und es war eigentlich prae oder pre gemeint. Das würde Voraffen bedeuten und zu der Erklärung passen, dass es sich um eine primitivere Untergruppe der Affen handle. Als Halbaffen bezeichnete man diese Tiere, weil sie sowohl Gemeinsamkeiten mit den Affen als auch mit anderen Tiergruppen hatten.

Wer gehört zu den Halbaffen?

Zu den Halbaffen gehören die Untergruppen der Galagos (Einzahl Galago, 6 Buchstaben), Loris (Lori, 4 Buchstaben), Lemuren (Lemur, 5 Buchstaben oder Lemure, 6 Buchstaben) und Koboldmakis (Koboldmaki, 10 Buchstaben oder Maki, 4 Buchstaben). Simpson zählte auch die Spitzhörnchen zu den Prosimiae. Das war aber von Anfang an umstritten. Heute gelten sie als eigene Tiergruppe, die vermutlich näher mit Fledermäusen verwandt ist als mit Affen. Die meisten Halbaffen haben kleinere Gehirne als die eigentlichen Affen und sind nachtaktiv. Ebenfalls im Gegensatz zu echten Affen, bringen viele Arten mehr als ein Junges auf einmal zur Welt. Mit den "ganzen" Affen gemeinsam haben sie die Form der Finger- und Zehennägel und abstellbare Daumen.

Wer lebt wo?

Häufig findet man im Kreuzworträtsel neben der Buchstabenzahl als zusätzliche Hilfe auch das Verbreitungsgebiet der Tiere angegeben. Besonders beliebt ist dabei Madagaskar. Dort und auf den Komoren sind die Lemuren beheimatet. Die Galagos und Loris findet man in Indien und ein Halbaffe aus Südostasien gehört üblicherweise zu den Koboldmakis. Freilich erkennt man nicht am Namen jedes Halbaffen, welcher Untergruppe er angehört. Um das fröhliche oder verzweifelte Raten und Ausprobieren kommt man daher bei den Halbaffen selten herum.

Der Halbaffe mit drei Buchstaben

Der Name Lar wird im Kreuzworträtsel gerne verwendet, weil er nur drei Buchstaben hat. Wesentlich bekannter ist dieses Tier aber unter dem Namen Weißhandgibbon. Als Unterart der Gibbons gehört der Lar zu den Trockennasenprimaten. Seine Heimat ist in Südostasien.

Makak oder Makake?

Wenn ein Halbaffe mit fünf oder sechs Buchstaben gesucht ist, ist es immer ratsam erst einmal an die Makaken zu denken. Sie gehören zu den Meerkatzen, sollten aber weder auf dem Meer ausgesetzt noch mit Katzenfutter gefüttert werden! Die Makaken sind tagaktive Halbaffen mit einem weiten Verbreitungsgebiet in Asien. Eine Art, der Berberaffe (10 Buchstaben), kommt sogar in Europa, auf Gibraltar, und in Nordafrika vor. Zu den Makaken gehört aber auch der aus der Medizingeschichte bekannte Rhesusaffe (10 Buchstaben).

Was ist ein Indri?

Ein weiterer häufig gefragter Halbaffe mit fünf Buchstaben ist der Indri. Er ist die größte lebende Lemuren Art und auf Madagaskar beheimatet. Das Wort Indri bedeutet eigentlich 'Da läuft es!' und erinnert verdächtig an das Missverständnis, das zum Namen des Kängurus geführt hat. Möglicherweise liegt ein ähnlicher Irrtum vor. Wie Vögel veranstalten Indris laute Morgenkonzerte.

Oder doch ein Katta?

Passt der Indri nicht, kann ein Halbaffe aus Madagaskar mit fünf Buchstaben auch ein Katta sein. Auch das ist ein Lemur. Er hat aber deutlich kürzere Beine als sein Cousin und vor allem einen sehr langen Schwanz mit auffälliger Ringelzeichnung. Dieser dient zur Kommunikation und als Hauptwaffe bei Rangordnungskämpfen der Männchen, die über Körpergeruch statt Schlägen ausgetragen werden.

Ein Kukang?

Das Wort Kukang findet man im Deutschen fast nur im Kreuzworträtsel. Doch ja, dieses Tier gibt es. Es handelt sich um den Sunda-Plumplori. Plumplori für sich allein ist übrigens auch ein häufiges Lösungswort unter den Halbaffen, allerdings mit neun Buchstaben. Die Plumploris sind rundliche nachtaktive Tiere, die keine Schwänze haben. Aufgrund ihres putzigen Aussehens sind sie als Haustiere sehr gefragt. Da es sich um eine gefährdete Tierart handelt, sollte man sie aber lieber in freier Wildbahn belassen.

Oder doch ein Dünnleib?

Eine weitere etwas kurios klingende Lösungsmöglichkeit für einen Halbaffen mit neun Buchstaben ist Dünnleib. Sie findet sich in Brehms Tierleben als alternative Bezeichnung für Schlanklori (11 Buchstaben). Die Schlankloris sind eine Untergruppe der Loris, die sich durch ihre dünnere Statur von den Plumploris unterscheidet.

Ein Baby aus dem Busch?

Ebenfalls neun Buchstaben haben die Wörter Buschbaby und Ohrenmaki. Lustiger Weise bedeuten sie auch dasselbe. Sie sind alternative Bezeichnungen für Galago. Ohrenmaki bezieht sich darauf, dass diese Affen besonders empfindliche Ohren haben, die sie beim Schlafen zusammenfalten können. Als Buschbaby bezeichnet man sie wohl, weil sie in den afrikanischen Urwäldern beheimatet sind und mit ihrer geringen Größe und den großen Augen besonders niedlich und kindlich aussehen.

Gespensttier oder Gespenstertier?

Gespensttier (12 Buchstaben), Gespenstertier (14 Buchstaben) und Tarsier (7 Buchstaben) sind alternative Wörter für Koboldmaki. Auch sie sind sehr kleine nachtaktive und daher großäugige Äffchen. Im Gegensatz zu den Galagos leben sie in Asien. Außerdem sind sie deutlich näher mit den echten Affen verwandt als die anderen Halbaffen, weshalb sie heute gemeinsam mit diesen die Gruppe der Trockennasenprimaten bilden.

Was ist ein Fingertier?

Das Fingertier (10 Buchstaben) oder Aye-Aye (6 Buchstaben) ist ein eher selten vorkommendes Lösungswort. Es ist aber aufgrund seines seltsamen Namens interessant. Die Fingertiere gehören zu den Lemuren und leben auf Madagaskar. Anders als die meisten anderen Halbaffen haben sie keine opponierbaren Daumen. Sie sind die größte nachtaktive Affenart und kommen nur noch in einer einzigen lebenden Unterart vor. Das hält immerhin die Anzahl an als Lösungswörter verwendbaren Namen etwas überschaubarer!

Immer auch nach oben denken!

Die Zahl der verschiedenen Untergruppen und Arten der Halbaffen ist hoch und liefert eine große Auswahl an möglichen Antworten. Dadurch kann man sich gelegentlich aber auch verwirren lassen und viel zu kompliziert denken. Da die Halbaffen zu den Primaten gehören, ist jeder Halbaffe auch ein Primat (6 Buchstaben). Die Primaten werden oft einfach als Affen bezeichnet. Der richtige alternative deutsche Fachausdruck ist aber Herrentiere (Herrentier, 10 Buchstaben). Zu ihnen, aber nicht zu den Halbaffen, gehören in der Unterordnung der Menschenaffen auch die Menschen.