Schmuck, der gar nicht echt ist

Schmuck, der gar nicht echt ist

Im Kreuzworträtsel kann die Antwort auf die Frage nach unechtem Schmuck mit den Begriffen Jett, Talmi, Simili, Strass, Flitter, Glasperlen oder Modeschmuck beantwortet werden. Wo die Ausdrücke Glasperlen und Modeschmuck im allgemeinen Sprachgebrauch bekannt sind und sich von selbst erklären, sind die Worte Jett, Talmi, Simili, Strass oder Flitter nur wenigen Menschen ein Begriff. Wer sich beim Kreuzworträtsel lösen fragt, welche Entstehungsgeschichte hinter diesen Antwortmöglichkeiten stehen, kann seinen Horizont mit diesem Artikel erweitern.

Jett, vier Buchstaben

Jett trägt auch den Namen Gagat und bezeichnet versteinerte Kohle. Die Schmuckstücke sind schwarz und glänzend.

Da das Material sehr leicht ist, wurden schon immer besonders große Schmuckstücke aus Jett hergestellt.

Jett wird seit der Antike zur Schmuckherstellung verwendet. Seine Blütezeiten hatte das Material in der Römerzeit, als Schutzamulette aus Jett weit verbreitet waren, im Mittelalter, als sehr häufig Rosenkränze aus dem schwarzen Material hergestellt wurden und im 19. 

Jahrhundert. Damals waren besonders große Colliers mit zahlreichen Perlen und in Facetten geschliffenen Steinen in Mode. Diese wurden aus praktischen Gründen aus dem leichten Werkstoff gefertigt, damit die Damen keine Nackenschmerzen beim Tragen ihrer modischen Schmuckstücke bekamen. Im 19. Jahrhundert war außerdem die Trauerkultur sehr ausgereift. Viele Hinterbliebene trugen ein Jahr nach dem Tod eines geliebten Menschen ausschließlich schwarze Kleidung. Auch sogenannter Trauerschmuck war Teil dieses Rituals. In Zeiten, in denen es kaum Impfungen, kein Antibiotikum, unausgereifte Operationsmethoden und eine hohe Mütter- und Säuglingssterblichkeit gab, war schwarze Kleidung und Trauerschmuck eine obligatorische Ausstattung sehr vieler Frauen.

Talmi, fünf Buchstaben

Talmi ist ein unechtes Gold, welches der französische Schmuckhersteller Tallois entwickelt hatte. Er stellte eine Kupfer-Zink-Legierung her, die mit einer dünnen Blattgoldschicht vergoldet wurde. Der Schmuck erfreute sich großer Beliebtheit und wurde von vielen Herstellern in ähnlicher Zusammensetzung imitiert. Ein anderer Begriff für Talmi ist auch Abessinisches Gold, welches ähnlich zusammengesetzt und im 19. Jahrhundert weit verbreitet war. Abessinien ist der kolonialzeitliche Name der heutigen Staaten Äthiopien und Eritrea, was in den Ohren der damaligen Europäer exotisch und luxuriös klang. Deshalb erhielt der Modeschmuck diesen edlen Namen.

Simili, sechs Buchstaben

Der Begriff Simili stammt aus dem Italienischen und bedeutet wörtlich übersetzt etwa "ähnlich". Als Simili werden Glassteine bezeichnet, die Diamanten ähneln.

Strass, sechs Buchstaben

Auch Strass ist eine Bezeichnung für Glassteine, ein Synonym für Simili. Diese Steinchen aus Bleiglas wurden im 18. Jahrhundert vom Juwelier Georg Friedrich Strass entwickelt, der aus dem Elsass stammte. Auf Englisch wird Strass als Rhinestone bezeichnet, da die Glassteinchen ursprünglich aus der Rheingegend kamen.

Diamanten waren seit Anbeginn der Zeiten extrem selten und durch ihren aufwendigen Schliff sehr teuer. Nur Adlige konnten sich Diamanten leisten. Die aufblühende Mittelschicht des 18. Jahrhunderts wollte sich ebenfalls mit glitzernden Steinchen schmücken und so kam die Erfindung des Georg Friedrich Strass zur rechten Zeit.

Der Begriff Strass ist zwar bis heute ein Überbegriff für glitzernde, geschliffene Glassteine, der in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist. Beworben werden dürfen mit diesem Begriff jedoch seit 1998 nur die weltberühmten Swarovski-Kristalle. Andere Hersteller greifen in der Werbung auf Bezeichnungen wie Simili, Rhinestone, Glassteine oder Ähnliches zurück.

Flitter, sieben Buchstaben

Flitter bezeichnet kleine Späne aus Gold, Silber oder anderen Metallen, auch Blattgold und Golddraht fallen unter den Begriff Flitter. Im frühen 18. Jahrhundert blühte die Flitterproduktion, da in den Epochen des Barock und Rokoko Gold sowohl in der Dekoration von Innenräumen als auch in der Schmuckherstellung eine Hochzeit erlebte. Aus dünnem Gold- oder auch Silberblech, welches zunächst hauptsächlich in Frankreich, später auch in Süddeutschland hergestellt wurde, wurden filigrane Schmuckstücke wie Blüten und Sonnen gefertigt. Diese wurden häufig an der Kleidung getragen. Später folgten Broschen oder Anhänger aus Golddraht. Da der Goldanteil in diesen Schmuckstücken sehr gering war, waren sie auch für die Mittelschicht erschwinglich und somit sehr beliebt.

Noch im frühen 20. Jahrhundert wurden Hochzeitsbroschen aus dünnem Gold- oder Silberdraht hergestellt. Dabei wurde eine Fassung aus Draht um eine kleine Fotografie des Brautpaares gewunden und mit einer Anstecknadel versehen. Diese Schmuckstücke waren auf dem Land sehr verbreitet und oft neben dem Ehering das einzige Schmuckstück einer Bäuerin, welches sie zu besonderen Anlässen an ihrem Kleid trug.

Glasperlen, zehn Buchstaben

Eines der ältesten Schmuckstücke der Menschheit sind Glasperlen. Schon im alten Ägypten waren Glasperlen weit verbreitet und äußerst beliebt. In Europa wurden bereits in der Bronzezeit in Frankreich und Großbritannien Glasperlen als Nebenprodukt der Kupferherstellung produziert. Deshalb waren sie üblicherweise auch grün oder blau gefärbt, da sie mit dem Kupfer reagierten.

Ab 1200 v. Chr. fand in Griechenland die erste Glasperlen-Massenproduktion statt, wobei auch zweifarbige Perlen hergestellt wurden. Die Merowinger galten als Vorreiter darin, immer wieder neue Schmelztechniken zu entwickelt und ihr "Millefiori"-Glasperlenmuster wirkt auch für heutige Augen äußert modern.

Im Mittelalter waren es vor allem die nordeuropäischen Völker, die in ihrer Freizeit im Winter am kleinen Feuer sitzend Glasperlen herstellten, die sie im folgenden Sommer auf Märkten in ganz Europa verkauften.
In neuerer Zeit gilt die Insel Murano in Italien als Wegweiser für die Herstellung von Glasschmuck in verschiedenster Ausführung. Besonders das blaue Muranoglas ist begehrt.

Heute können Glasperlen auch im Bastelgeschäft erworben werden. Fingerfertige Hobbykünstler stellen filigranen Schmuck oder kleine Figuren aus Draht und Glasperlen eigenständig her.

Modeschmuck, elf Buchstaben

Modeschmuck ist der Oberbegriff für alle oben genannten Schmuckstücke und Materialien. Dabei ist Modeschmuck nicht immer billig hergestellter Kitsch. Viele Schmuckstücke sind gut verarbeitet, liebevoll gestaltet und halten Jahrzehnte. Auf Kunsthandwerkermärkten oder Internet-Verkaufsplattformen finden sich oft handgefertigte Unikate, die in Kunstfertigkeit und Kreativität echtem Schmuck in nichts nachstehen. Viele Sammler konzentrieren sich auch auf historischen Modeschmuck aus verschiedenen Epochen. Besonders beliebt sind dabei Stücke aus dem Art Deco oder Jugendstil oder aufwendige Produkte aus dem 19. Jahrhundert. Teilweise zahlen Liebhaber hohe Preise für die einst günstigen Imitate.

Für einige Menschen trägt Modeschmuck auch eine politische Botschaft: Der teure Schmuck der Oberschicht soll entzaubert und demokratisiert werden. Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, sich zu schmücken, unabhängig von Einkommen und sozialem Status.

Die meisten Menschen tragen ihn aber einfach, weil er ihnen gefällt, weil es ihn in jedem erdenklichen Stil gibt und jeder "sein" Schmuckstück zum erschwinglichen Preis finden kann.