So heißt Jesus im Islam

So heißt Jesus im Islam

Wer sich mit dem Thema bisher nicht beschäftigt hat, der wird, wenn ihm diese Umschreibung in einem Rätsel begegnet, einige Fragen haben. Was genau hat Jesus mit dem Islam zu tun und warum sollte er dort anders heißen? Damit beim nächsten Mal, wenn Sie ein Kreuzworträtsel lösen, einige Fragezeichen weniger über Ihrem Kopf erscheinen, haben wir einmal kurz ein paar interessante Infos zu diesem Thema zusammengestellt.

Isa

Isa ibn Maryam ist der volle Name Jesu, wie er im Koran verschriftlicht wurde. Das bedeutet so viel wie Jesus Sohn der Maria. Die Lösung, die das übliche Kreuzworträtsel erwartet, beschränkt sich auf die drei Buchstaben I S A. Isa ist in der islamischen Tradition ein wichtiger Prophet. Die Darstellung des Isa im Koran ähnelt dabei in weiten Teilen der Darstellung Jesu im neuen Testament.

Die Ähnlichkeiten beginnen mit der Geburt Isas. Ebenso wie in der biblischen Tradition ist Isa das Ergebnis eines göttlichen Schöpfungsaktes und damit Adam gleichgestellt. Die unbefleckte Empfängnis der Maria hat auch im Koran ihren Platz. Diese jungfräuliche Geburt gilt dem Islam als eines der großen Wunder. Weitere Motive, die mit Isa in Verbindung stehen, sind die Tatsache, dass er bereits in der Wiege sprechen konnte und die Fähigkeit des Propheten Aussätzige zu heilen. Ein Unterschied zur christlichen Tradition stellt die Überlieferung dar, die Isa als Empfänger des Evangeliums darstellt. Während die Schriften des Evangeliums in der biblischen Tradition von den Aposteln verfasst werden, wird in der islamischen Tradition davon ausgegangen, dass Isa diese Schriften direkt von Gott erhalten hat.

Der wesentliche Unterschied der christlichen und der islamischen Auffassungen bezüglich Isa ist dessen menschliche Natur. Im Islam gibt es keinen Platz für eine wie auch immer geartete göttliche Natur des Propheten Isa. Auch bei der Entwicklung des Christentums löste die Natur Jesu über Jahrhunderte hinweg starke theologische Konflikte aus, die nicht immer friedlich gelöst werden konnten. Die göttliche Natur Jesu etablierte sich schließlich im Christentum. Der Koran übernahm diese Sichtweise aber nicht. Für den Islam ist Isa ein Prophet aber in keinem Fall der Sohn Gottes. Diese Unterscheidung kann unter anderem als einer der Hauptkonflikte zwischen dem Christentum und dem Islam angesehen werden.

Ein Aspekt, der für den christlichen Kontext extrem wichtig ist, ist die Bedeutung der Kreuzigung. Als Hauptsymbolik für das Christentum, findet sie aber auch im Koran statt. Im Koran wird Isa von Gott abberufen. Seine Zeit auf der Erde sei vorüber und Gott wolle ihn nun zu sich rufen.

Im Islam wird die Kreuzigung Isas in zweierlei Hinsicht gedeutet. Einerseits wird hierzu die Doketismustheorie herangezogen. Diese geht davon aus, dass Isa nur zum Schein gekreuzigt wurde. Die Illusion der Schmerzen und Leiden Isas sollte praktisch davon ablenken, dass er zu Gott erhoben wurden. Dieser Ansatz gesteht Isa zumindest teilweise eine gewisse übermenschliche Natur zu.

Die deutlich verbreitetere Theorie ist die sogenannte Substitutionstheorie. Hier wird vermutet, dass es nicht Isa war, der gekreuzigt wurde, sondern lediglich eine ihm ähnliche Person. Einen eindeutigen Hinweis darauf bietet der Koran. So umgeht der Koran die Göttlichkeit Isas. Isas Leib wird unversehrt von Gott selbst entrückt und nicht etwa vorher gekreuzigt.

Jesus geht weit über Christentum und Islam hinaus

Interessanterweise taucht Jesus nicht nur im Islam und im Christentum auf, sondern ist auf die eine oder andere Art und Weise in zahlreichen religiösen Kontexten fassbar. So findet er auch in jüdischen Zusammenhängen Erwähnung. Aber auch hier ist er ganz ähnlich dem Islam nicht Gottes Sohn oder gar selbst göttlich. Auch ist Jesus nach jüdischer Auffassung nicht der Messias.

Die weniger bekannte Bahai-Religion kennt Jesus ebenfalls. Dort wird auch eher die göttliche Natur Jesus betont. Er gilt als eine Art irdische Manifestation Gottes. Auch die Begriffe "Geist" und "Sohn" spielen eine wichtige Rolle.

Außer dem Islam und dem Christentum kennt auch eine weitere Weltreligion die Figur Jesus. Jesus fand erst spät Eingang in die jahrtausendealte hinduistische Tradition. Die Person Jesu wurde erst durch Missionsarbeit im 17. Jhdt. in Indien bekannt. Daraufhin beschäftigten sich hinduistische Theologen mit dieser Figur. Die äußerst vielfältige religiöse Welt der Hindus tat sich sehr leicht damit, Jesus in der einen oder anderen Art und Weise aufzunehmen. So wurden Jesus verschiedene Eigenschaften als Heiler und Seelenwesen zugesprochen. Der Hinduismus fand also einen Weg das Christentum zu integrieren, anstatt in Konflikt mit ihm zu treten. Ein Gott mehr oder weniger fügte dem Hinduismus keinen Schaden zu.

Jesus im Islam

Wir hoffen Ihnen einen kleinen aber interessanten Einblick in die Rolle Jesus im Islam und auch darüber hinaus gegeben zu haben. Jesus ist eine Figur, die offenbar in vielen Kulturkreisen eine Heimat gefunden hat. Dabei ist es faszinierend, wie es die unterschiedlichen Gemeinschaften geschafft haben, diesen mit Gott in Verbindung stehenden religiösen Propheten in ihre eigene Vorstellungswelt zu integrieren. Jeder Kulturkreis hat Eigenschaften, die Jesus vom Christentum zugesprochen wurden, übernommen, ergänzt oder abgelehnt.

Wenn Sie das nächste Mal über einem Kreuzworträtsel brüten, denken Sie an die wichtige Rolle die Isa, Jesus oder wie auch immer Sie ihn nennen, für so viele Kulturkreise auf der ganzen Welt spielt.