Stottern und Lispeln

Stottern und Lispeln

Wird in einem Kreuzworträtsel nach einem Synonym für fehlerhaftes Sprechen gesucht, sind die Antwortmöglichkeiten begrenzt. Handelt es sich um ein Wort mit sieben Buchstaben, ist ‘lispeln’ die richtige Lösung. Hat das gesuchte Wort hingegen acht Buchstaben, können Sie ‘stottern’ eintragen. Was es mit den beiden häufigsten Sprachstörungen auf sich hat, wodurch sie verursacht werden und welche Ausprägungen es gibt, wird hier erläutert. 

Stottern - wenn die Wörter stecken bleiben

Sicherlich haben auch Sie schon einmal mit einem stotternden Menschen gesprochen. Möglicherweise kam die Person während des Gesprächs plötzlich ins Stocken und brachte die Worte nur noch mit großer Anstrengung heraus. Vielleicht war Ihrem Gegenüber das ziemlich unangenehm und auch Sie selbst wussten nicht so recht, was Sie tun sollten.

Stottern ist eine weit verbreitete Artikulationsstörung, von der in Deutschland mehr als 800.000 Erwachsene betroffen sind. Jedoch wissen viele Menschen nur wenig über diesen Sprachfehler und es gibt nach wie vor leider sehr viele Vorurteile gegenüber Stotternden. So sagt man ihnen bisweilen nach, sie seien nervös, würden falsch atmen oder verfügen gar über eine verminderte Intelligenz. All das stimmt keineswegs.

Das Stottern ist eine Störung des Sprachablaufs, bei der es den Betroffenen schlichtweg nicht möglich ist, ihre Artikulation auf die gewünschte Weise zu steuern. Die Wörter bleiben sprichwörtlich stecken, was auf unterschiedliche Weise geschehen kann. Manchmal bringen Stotterer ein Wort erst nach einer langen Sprechpause heraus oder es werden Wortteile mehrfach wiederholt (F-f-f-f-fluss) oder gedehnt (ddddort). Diese sprachlichen Blockaden können situationsbedingt auftreten oder nur bestimmte Wörter betreffen.

Ursachen des Stotterns

Wodurch genau das Stottern verursacht wird, ist nicht abschließend erforscht. Als ziemlich sicher gilt, dass genetische Faktoren eine große Rolle spielen und die Veranlagung zum Stottern vererbt wird. Weiterhin wirken sich soziale, körperliche und psychische Einflüsse auf die Entstehung dieser Sprachstörung aus. Betroffene entwickeln oft eine regelrechte Angst vor dem Stottern, was das Sprechen zusätzlich erschwert. Dass sich ein hoher Kommunikationsdruck negativ auswirkt, zeigt sich in einer besonderen Beobachtung. Sprechen Betroffene mit einem Haustier oder einem kleinen Kind, tritt das Stottern in der Regel seltener bis gar nicht auf.

Stotternde Kinder

Bei vielen Kleinkindern ist das Stottern eine temporäre Phase in der Sprachentwicklung. Es tritt vermehrt zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr auf, bei 90% aller Fälle vor dem sechsten Lebensjahr. Jungen sind etwa doppelt so häufig von diesem Sprachfehler betroffen wie Mädchen. Bis zur Pubertät verliert sich das Stottern meist wieder, entweder von selbst oder mit Hilfe einer gezielten Sprachtherapie. 

Betroffenen Kindern sollte das Stottern niemals als etwas Schlechtes vermittelt werden. Denn das trägt zur Verunsicherung des Kindes bei und lässt im schlimmsten Fall eine Angst vor dem Sprechen entstehen. Beginnt ein Kind zu stottern, sollte in jedem Fall eine Untersuchung und eine Beratung erfolgen. Auf diese Weise kann zuverlässig abgeklärt werden, ob eine Behandlung erforderlich ist. Bis zu einem Alter von etwa sechs Jahren ermöglicht eine Stottertherapie auf Dauer meist ein flüssiges Sprechen des Kindes.

Stottern bei Erwachsenen

Betrachtet man die Zahl der Stotternden im Erwachsenenalter, wird besonders deutlich, dass diese Sprachstörung vor allem Männer betrifft. Nur etwa 20% der Stotternden sind weiblich, gut 80% männlich. Bleibt das Stottern bis ins Erwachsenenalter bestehen, gibt es meist kaum eine Möglichkeit, es vollständig zu überwinden. Mit Hilfe einer Sprachtherapie können erwachsene Stotterer jedoch lernen, ihren Sprachfehler zu kontrollieren. 

Es gibt zwei Therapieansätze, die Betroffenen eine Kommunikation ohne größere Einschränkungen ermöglichen sollen. Bei der sogenannten Sprechmodifikation erlernen Stotternde eine Sprechtechnik, mit der das Stottern effektiv vermieden wird. Bei der Stottermodifikation hingegen wird gar nicht erst versucht, das Stottern zu vermeiden. Ziel ist es vielmehr, die Stotternden gezielt im Umgang mit ihrem Sprachfehler anzuleiten. Sie verlieren die Angst vor dem Stottern und erkennen es als einen Teil ihrer Persönlichkeit an. Spezielle Sprechtechniken für individuell stotteranfällige Wörter verleihen den Betroffenen zusätzliche Sicherheit.

Lispeln - die fehlerhafte Aussprache der S-Laute

Auch mit dem Lispeln sind die meisten von uns bereits in Berührung gekommen. Vielleicht ist Ihnen einmal ein Kleinkind aufgefallen, das Probleme mit der Aussprache des S-Lautes hatte. Möglicherweise fanden Sie das sogar ein wenig niedlich. Das Lispeln tritt jedoch nicht nur temporär während der kindlichen Sprachentwicklung auf, sondern auch Erwachsenen macht dieser Sprachfehler mitunter zu schaffen. Bei der RTL-Moderatorin Katja Burkard hingegen wurde das Lispeln sogar zu einer Art Markenzeichen.

Als Lispeln bezeichnet man die fehlerhafte Bildung der Zischlaute (S-, Sch- und Z-Laute). Diese sogenannten Reibelaute (Frikative) werden gebildet, indem die austretende Atemluft eine Engstelle hinter den Zähnen passiert. Besonders häufig ist es der S-Laut, der nicht richtig artikuliert werden kann. Man spricht daher, in Anlehnung an den griechischen Buchstaben Sigma, beim Lispeln von Sigmatismus.

Sprechen wir den S-Laut korrekt aus, liegt die Zungenspitze hinter den Schneidezähnen. Eine fehlerhafte Zungenlage führt zum typischen Lispeln. Liegt die Zunge nicht hinter, sondern zwischen den Zähnen und ist bei der Bildung des Lautes zu sehen, spricht man von ‘Sigmatismus interdentalis’. Der entstehende Laut gleicht dem englischen ‘th’. Liegt die Zunge korrekt hinter den Zähnen, berührt sie jedoch, wird das als ‘Sigmatismus addentalis’ bezeichnet.

Wodurch kann Lispeln entstehen?

Im Gegensatz zum Stottern spielt eine erbliche Veranlagung beim Lispeln keine Rolle. Die Gründe für die fehlerhafte Aussprache der S-Laute können vielfältig sein. Bei einigen Menschen tritt es im Rahmen eines muskulären Ungleichgewichts im Bereich der Lippen- und Zungenmuskulatur (myofunktionelle Störung) auf. Auch eine Fehlstellung der Zähne kann das Lispeln begünstigen. Hörprobleme können ebenfalls zum Lispeln führen, da sowohl eigene als auch fremde Sprachlaute akustisch nicht richtig wahrgenommen werden. Kleinkinder eignen sich den Sprachfehler oft an, indem sie Bezugspersonen imitieren. 

Lispeln bei Kindern

Wie auch das Stottern tritt das Lispeln bei Kleinkindern recht häufig auf. Es ist völlig normal, da die Bildung der S-Laute für viele Kinder sehr schwer zu erlernen ist. Einiges spricht dafür, dass ein Schnuller oder das Nuckeln am Daumen die Entstehung eines Sigmatismus begünstigt. Lispelt ein Kind mit fünf Jahren immer noch, sollte allerdings eine Untersuchung und Beratung durch einen Arzt erfolgen. In einer logopädischen Behandlung werden fehlerhafte Sprechmuster auf kindgerechte und spielerische Weise korrigiert.

Was kann man selbst gegen das Lispeln tun?

Für Erwachsene ist es schwieriger, sich falsch erlernte Sprechmuster abzugewöhnen. Mit der Hilfe eines Logopäden ist das Lispeln jedoch grundsätzlich auch im Erwachsenenalter sehr gut behandelbar. Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gibt es zudem etliche Übungen, mit denen die richtige Aussprache der S-Laute trainiert werden kann. Dazu gehören die klassischen Zungenbrecher oder Übungen, die die Mund- und Zungenmuskulatur stärken. Spiele, bei denen leichte Gegenstände mit einem Strohhalm angesaugt oder in eine bestimmte Richtung gepustet werden, machen nicht nur Spaß, sondern fördern auch die richtige Atmung.