Völker aus dem Nahen Osten

Völker aus dem Nahen Osten

Oft wird in Kreuzworträtseln nach einem vorderasiatischen Volk gefragt. Die Lösungsmöglichkeiten sind vielfältig. Sie reichen vom Syrer und Meder mit fünf Buchstaben über Araber, Iraker, Iraner, Omaner und Kurden mit sechs, Israeli, Semiten und Türken mit sieben bis hin zu Palästinensern mit 12 Buchstaben. Afghanen, Armenier, Georgier, Israelis und Kuweiter mit acht Buchstaben sowie Jemeniten, Jordanier und Libanesen mit neun Buchstaben sollten an dieser Stelle nicht unterschlagen werden. Doch welche Unterschiede diese Völker und welche Gemeinsamkeiten sie vereint, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Vorderasien - ein komplexes Gebiet mit vielen Völkern

Synonyme für Vorderasien sind West- sowie Südwestasien. Überlappungen gibt es mit den Begriffen Naher Osten, Vorderer Orient oder allgemein Orient. Die Eingrenzung Vorderasiens ist nicht unumstritten. Vorderasien umfasst den südwestlichen Teil des asiatischen Kontinents. In diesem Gebiet liegen nach der am ehesten gültigen Definition Afghanistan, Israel, Iran, Irak, Jordanien, Libanon, die Türkei, Zypern und alle Länder der Arabischen Halbinsel.

Auf der Arabischen Halbinsel finden sich die Staaten Bahrain, Jemen, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Allein dort leben rund 80 Millionen Menschen überwiegend in Fürstentümern, den sogenannten Emiraten. Vorderasien ist alles andere als ein homogenes Gebiet und die Völker sind verschieden. Vorderasien kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken und ist eine Wiege der Hochkultur. Bis heute sind Teile Vorderasiens nicht befriedet, Völker und Völkergruppen bekämpfen sich nicht selten im Namen der Religion.

Umgeben von Meeren, Gebirgen und anderen Kontinenten

Vorderasien ist von Meeren, Gebirgen und Kontinenten umgeben. Am Roten Meer und dessen Ausläufern leben die Jemeniten, die arabische Bevölkerung Saudi-Arabiens und Jordaniens. Das Mittelmeer begrenzt Vorderasien ebenfalls. Anrainer an den Ufern des Mittelmeers sind Türken, Griechen und Türken auf Zypern, Syrer, Libanesen, Israelis und Palästinenser.

Im Süden, wo sich die Emirate befinden, bildet der Indische Ozean die Grenze Vorderasiens. Im Osten wird Vorderasien durch die Randgebirge des Irans, des früheren Persiens, begrenzt. Iraner werden auch heute teilweise noch als Perser bezeichnet. Die nördlichen Grenzen bilden das Kaspische Meer, der Kaukasus und das Schwarze Meer. Dort sind neben weiteren Völkern außerhalb Vorderasiens Iraner, Georgier, Armenier und Türken beheimatet.

Mit Afrika ist Vorderasien über die Halbinsel Sinai verbunden. Über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen wird Vorderasien von Europa getrennt. Wie eng die Grenzen sind, sieht man an der türkischen Stadt Istanbul, die sich auf beiden Seiten des Bosporus und sich damit zur Hälfte auf dem europäischen Kontinent befindet. Istanbul wurde 1985 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Die Stadt hat aufgrund ihrer einmaligen Lage die Geschicke vieler Völker in Vorderasien bestimmt.

Die Georgier und die Bevölkerung Aserbaidschans im Kaukasus werden oft zu den vorderasiatischen Völkern und teilweise zu Europa gezählt. Beide zählten einst zur ehemaligen Sowjetunion und sind gänzlich anders geprägt als etwa die an Öl reichen Emirate der Arabischen Halbinsel oder die Türkei im Westen Vorderasiens.

Sprachen und Religionen

Vorderasien ist sprachlich eine ebenfalls vielfältige Region. In vielen Ländern wird Arabisch gesprochen, zusätzlich existieren Sprachen wie Persisch, Farsi, Syrisch, Türkisch und Kurdisch. Selbst die arabische Schrift ist nicht in allen Ländern verbreitet. In der Türkei führte der Politiker und Reformer Kemal Atatürk 1928 die lateinische Schrift ein. In Gebieten der ehemaligen Sowjetunion, die in Vorderasien liegen, versuchte der Sowjetstaat, die russische Sprache zu etablieren. Die Israelis, ein vergleichsweise junges Volk, dessen Staat 1948 gegründet wurde, sprechen neben Arabisch auch Hebräisch und Englisch. Englisch auch von vielen anderen Bewohnern vorderasiatischer Länder gesprochen.

Die vorherrschende Religion vorderasiatischer Völker ist der Islam, der auf den im Jahr 570 nach Christus in Mekka geborenen Propheten und Religionsstifter Mohammed zurückgeht. Trotzdem sind es nicht zuletzt religiöse Konflikte, die in Vorderasien stets für Unruhen und Kriege sorgen. Das liegt einerseits an der unterschiedlichen Auslegung des Korans und des Islam und anderseits an Konflikten mit Christen und Juden. Ethnische Konflikte wie mit in verschiedenen Ländern lebenden Kurden oder Konflikte zwischen Palästinensern und Israelis erschüttern Vorderasien regelmäßig.

Vorderasiatische Völker und ihre Vergangenheit

Die sogenannte Levante, auch als Morgenland bezeichnet, die auf den Gebieten des heutigen in Palästina und Westjordanland liegt, wurde vor mehr als 10.000 Jahren besiedelt. In der Uruk-Zeit zwischen 4.000 und 3.000 vor Christus gab es in Mesopotamien, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, eine erste Hochkultur und das geschriebene Wort wurde erfunden. Um 900 vor Christus entstand mit dem Neuassyrischen Reich ein erstes Weltreich in Vorderasien. Es folgte das Persische Reich mit seiner einmalig attraktiven Kultur und Kunst, das im 5. Jahrhundert vor Christus seine Blüte erlebte und sich weit über Vorderasien hinaus ausdehnte.

Im 4. vorchristlichen Jahrhundert wurde das Persische Reich von Alexander dem Großen erobert, der es in sein eigenes Weltreich eingliederte. Unter dem parthischen König Midas II., der auf dem Gebiet des heutigen Irans herrschte, wurde im Jahr 115 vor Christus die Seidenstraße als wichtigster Handelsweg vom Mittelmeer über Vorder- und Zentralasien bis hin nach Ostasien eingeweiht.

Wenige Jahre später fiel Vorderasien dem Römischen Reich zu und blieb bis 300 nach Christus unter römischer Herrschaft. In der Spätantike bis zum 7. Jahrhundert bekriegten sich in Vorderasien Byzanz und Ostrom. Im 7. Jahrhundert nach Christus eroberten die Araber weite Teile Vorderasiens. Im 13. Jahrhundert nahmen die Osmanen das Byzantinische Reich, Anatolien und die ehemalige Oströmische Hauptstadt Konstantinopel ein, die zuvor Byzanz hieß und heute Istanbul genannt wird.

Vielschichtige Gesichter Vorderasiens

Nach vielen weiteren Kriegen, Feldzügen und Konflikten, die teilweise bis heute andauern, hat sich Vorderasien mit seinen heutigen Völkern und Grenzen herausgebildet. Zu Vorderasien gehören insgesamt 20 Länder mit rund 300 Millionen Menschen. Vorderasien hat viele, vollkommen unterschiedliche Gesichter und ist von starken Kontrasten geprägt.

Die Völker Vorderasiens sind alten Traditionen verhaftet, jedoch auch ausgesprochen fortschrittlich. Insbesondere die Afghanen, Iraner, Iraker und Türken sind für ihre uralte Teppichkunst bekannt. Die faszinierendsten Bauwerke Vorderasiens lassen die Katarer und Bewohner Saudi-Arabiens errichten, wo wahre Babeltürme in den Himmel wachsen.