Waren Ona die einzigen Feuerlandindianer?

Waren Ona die einzigen Feuerlandindianer?

Und hatten sie große Füße?

Was Ona Indianer mit großen Füßen gemeinsam haben, wo Feuerland liegt und ob es da glühend heiß ist, besprechen wir in den folgenden Zeilen. Ebenfalls prüfen wir, ob es in Feuerland noch andere Indianerstämme als die Ona gab, wie sie lebten und was sie in eine derart raue Klimazone verschlagen hat.

Feuerland ist alles andere als ein warmes Land!

Feuerland ist das südlichste Eiland unserer Welt, von der Antarktis abgesehen. Es ist eine riesige Insel, die vom Kontinent Südamerika durch die Magellanstraße und etliche weitere Fjorde, Flüsse und Seen getrennt wird. Umzingelt von den wilden Wogen des südlichen Polarmeeres beherbergt Feuerland das berühmt berüchtigte Kap Hoorn. An diesem scheiterten schon Hunderte Schiffe und Matrosen, die hier ihre letzte wilde Ruhestätte fanden.

Ferdinand Magellan entdeckte im Jahre 1520 die Seestraße, die Feuerland vom Kontinent trennt. Vorher gab es nur eine Möglichkeit, vom Atlantik an die Westküste Südamerikas zu gelangen: das gefährliche Passieren des Kap Hoorn. Die See dort ist derart stürmisch und unberechenbar, dass ein sicheres Umschiffen des Kaps nahezu unmöglich ist. Magellan irrte aus Portugal kommend, mit seinen drei Schiffen ein ganzes Jahr lang unermüdlich durch die unzähligen zerklüfteten Fjorde. Schließlich hatte er Erfolg und setzte damit einen Meilenstein für die Menschheit.

Nachts leuchtende Feuer, tagsüber in den Himmel ragende Rauchschwaden ...

Den unzähligen Expeditionen und Passagierschiffen fielen fortan immer wieder beim Passieren der Magellanstraße des Nachts leuchtende Feuer und tagsüber hohe und zahlreiche Rauchschwaden auf, die von Feuerland in die Höhe stiegen. Dass das karge Eiland bewohnt sein musste, war somit klar - aber warum so viele Feuer? Lange wurde angenommen, dass die Bewohner Feuerlands mit Rauchzeichen kommunizierten, doch später stellte sich heraus, dass die Feuerlandindianer ein Kleidungsproblem hatten.

Keine Kleidung, aber Feuer!

Bis zur Kolonialisierung Feuerlandes im späten neunzehnten Jahrhundert trugen die Feuerlandindianer keine Kleidung. Als einzigen Schutz gegen die eisige Kälte auf dem Eiland in Polarkreisnähe dienten den Indianern Guanaco-Felle, die sie als Umhang benutzten. Unvorstellbar, denn selbst im Sommer liegen die Temperaturen in Feuerland nur im einstelligen Bereich! Also begnügten sich die Feuerlandindianer damit, mehrmals täglich Lagerfeuer zu zünden, um sich zu wärmen.

Im Norden die Ona, im Süden die Yagan

Wie Wilhelm Koppers in seinem Buch "Unter Feuerland-Indianern" berichtet, sind die Feuerland-Indianerstämme aus dem nördlicheren Südamerika vertrieben worden. Ansässig wurden sie letztendlich im unwirtlichen und menschenfeindlichen Feuerland. Sie pflegten ohnehin ein Nomaden-Dasein, genau genommen waren sie Wasser-Nomaden. In ihren aus Baumstämmen geschnitzten Kanus transportierten sie ihr gesamtes Hab und Gut, sie siedelten mehrfach im Jahr um und suchten sich dem Wetter angepasste Lagerstätten.

Ihre Hütten bauten Yagan und Ona aus übereinander geschichteten Ästen, und außer ihren Guanaco-fellen und den Feuerstellen besaßen sie ohnehin kaum Hausrat. Die Männer waren für die Jagd verantwortlich - als Beute dienten hauptsächlich Kammratten und Guanacos. Aufgabe der Frauen war es, im eiskalten Wasser nach Muscheln und Krebsen zu tauchen - unter ihnen auch die "Centolla", die Königskrabbe - bis heute weltweit eine Delikatesse.

Grill unter dem Sternenhimmel

Die Indianerstämme haben das Fleisch der Säugetiere und Meeresfrüchte niemals roh gegessen. Aber da bei den Temperaturen ohnehin fast ständig ein Lagerfeuer brannte, wurde die Beute in dicken Scheiben gegrillt und dann verspeist. Verlassene Lagerstellen der Feuerlandindianer zeichneten sich immer durch einen sie umringenden Muschelschalen-Teppich aus.

Und wer waren die Selknam?

Selknam sind mit dem Stamm der Ona gleichzusetzen - Ona ist lediglich die Bezeichnung, die das Volk der Yagan dem nördlicher lebendem Indianerstamm zugeordnet hatte. Und daher kommt auch der Name: "Ona" bedeutet in der Selknam Sprache "Nördlich". In der Literatur hat sich der Name Ona eingebürgert und ist daher bekannter als Selknam.

Was war jetzt mit den großen Füßen?

Zunächst gilt es zu klären, wo genau Patagonien liegt. Ein Land ist Patagonien nicht - Argentinien und Chile "teilen" sich diese Zone. Sie beginnt auf argentinischer Seite südlich des Río Colorado, und auf chilenischer Seite südlich des Río Bio Bio. Die klimatischen Bedingungen in dieser Zone sind äußerst menschenunfreundlich, und so überrascht Patagonien mit der unglaublich niedrigen Bevölkerungsdichte von ca. 2 Bewohnern pro Quadratkilometer. Dagegen ist Patagonien bei Touristen äußert beliebt - Horden von Treckingtouristen bevölkern im kurzen Sommer die Wanderparadiese Torres del Paine und El Chalten.

Eine weitere Eigenschaft Patagoniens ist im Osten die Kargheit der Pampa - und im Westen die zerklüfteten Ausläufer der Andenkordillere. Dort ziehen sich lange Fjorde bis ins Landesinnere, wo sie auf kalbende Gletscher treffen und die Gegend unpassierbar machen. Charakteristisch für die argentinische Seite Patagoniens ist dagegen die ewige Einöde der Pampa - gelegentlich begegnet man auf einen Hasen oder ein Gürteltier - und ansonsten vom Wind durchwehtes Gras und endlose Weidefelder für Schafs- oder Guanaco-Herden.

Die "Patagónes"

Die in dieser unwirtlichen Gegend beheimateten Ureinwohner wurden von den späteren Forschern und Kolonialisten "Patagónes" getauft. "Pata" bedeutet auf Spanisch "Fuß", und "patagón" ist jemand mit großen Füßen. Ob das Volk der Patagonier nun tatsächlich große Füße hatte oder zufällig die gesichteten Indianer Schneeschuhe oder andere ausladende Fußkleidung trugen, ist nie abschließend geklärt worden.