Zugtiere kontrollieren

Zugtiere kontrollieren

Eine sehr häufig gestellt Frage in Kreuzworträtseln lautet: "Halsbügel für Zugtiere". Die Antwort hierauf kann vier bis sechs Buchstaben haben, je nachdem, welcher Begriff gefragt ist. Das Joch mit vier Buchstaben ist wohl der bekannteste Begriff, gefolgt vom Kumt oder auch Kummt mit vier oder fünf Buchstaben sowie dem Kummet mit sechs Buchstaben. Die wohl am seltensten genannte Antwort ist das Chaeli mit sechs Buchstaben.

Wem diese Begriffe beim Rätseln mehrfach über den Weg gelaufen sind, der wird sich eines Tages fragen, woher sie stammen und was genau sie bedeuten. Rudimentäre landwirtschaftliche Geräte stammen aus der Frühgeschichte der Menschheit. Es lohnt sich also, ihnen nachzuspüren und sich mit dem Leben unserer Vorfahren ein wenig vertraut zu machen.

Das Joch, vier Buchstaben

Den Begriff "Joch" kennt fast jeder, denn er ist sprichwörtlich. Wer zu einer schweren und mühsamen Arbeit gezwungen ist, begibt sich mehr oder weniger unfreiwillig in ein Joch. Wer das Joch abschüttelt, befreit sich hingegen von der Herrschaft anderer.

Woher aber stammt das Joch?

Das Joch ist das älteste Zuggeschirr der Menschheit. Die frühesten malerischen Darstellungen des Jochs stammen aus der Zeit um 3.500 vor Christus und wurden sowohl im Nahen Osten als auch in Europa gefunden. Auch archäologische Bodenfunde stammen aus dieser Zeit. Die Nutzung eines Jochs datiert jedoch weiter zurück, da Pflugspuren aus älteren Epochen der Menschheitsgeschichte gefunden wurden. In der neolithischen Siedlungsanlage mit beeindruckendem Grabhügel in West Kennet Long Barrow im englischen Wiltshire wurden unter anderem Pflugspuren gefunden. Auch sind Kastrationen von Stieren aus neolithischer Zeit bekannt, die Tiere wurden zu Arbeitszwecken kastriert, um sie gefügiger zu machen.

Das Joch wurde ursprünglich vor oder hinter den Hörnern des Ochsen befestigt, wodurch das Tier in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt wurde, was auch den Ursprung der Sprichwörter rund um das Joch erklärt. In ein Joch wurden immer zwei Tiere eingespannt, deren Zugkraft sich über eine mittig liegende Deichsel auf den Karren, Pflug oder Schlitten übertrug.

In späteren Zeiten wurde das Widerristjoch eingeführt, für das auch Tiere ohne Hörner wie Pferde und Esel genutzt werden konnten. Das Widerristjoch besteht aus einem gebogenen Jochbalken, der mit Holznägeln an verschieden große Zugtiere angepasst werden kann und liegt auf dem höchsten Punkt des Tieres, an dem der Hals in den Schulterbereich übergeht.

Das Einzeljoch setzte sich erst spät durch, da das Tier aufwendig in je eine Deichsel auf jeder Seite eingespannt werden muss, um die benötigte Zugkraft zu erhalten. Ein Einzeljoch wird auch Halbjoch genannt.

Bis heute wird das Joch weltweit genutzt, weil es einfach und günstig herzustellen ist. Für den Jochbogen werden heutzutage beispielsweise zurecht geschnittene LKW-Reifen verwendet.

Das Kumt, Kummt oder Kummet, vier, fünf oder sechs Buchstaben

Das Kumt kommt in verschiedenen Schreibweisen daher, die je nach Region unterschiedlich verbreitet sind. Gemeint ist aber immer das gleiche Geschirr.

Das Kumt ist ein gepolsterter, steifer Ring, der über den Kopf eines Pferdes gezogen oder unten geöffnet und somit einem Ochsen umgelegt werden kann. Das Kumt wurde bereits um 500 vor Christus in China erfunden, fand seinen Weg nach Europa aber erst im Mittelalter um das Jahr 1000 herum. Das Kumt verteilt die Zugkraft eines Tieres auf Schultern, Widerrist und Brustkorb und ermöglicht es so, die volle Kraft auszuschöpfen. Da Pferde auf diese Weise mehr Kraft aufbringen und obendrein wendiger sind als Ochsen, verdrängte dieses Geschirr den Ochsen als Zugtier im Spätmittelalter fast vollständig.

Ein Kumt wird der Statur des jeweiligen Zugtieres genau angepasst, damit bei der Arbeit keine Druckstellen entstehen. Es besteht aus vier Einzelteilen:

Das Kumtkissen

der gepolsterte, lederne Ring, der zumeist mit Stroh gefüllt ist und der Verletzungsgefahr für das Zugtier vorbeugt.

Der Kumtbügel

Der Kumtbügel ist ein Ring aus Metall oder Holz, mit dem die Deichsel des Wagens mit dem Kumt verbunden wird.

Die Kumtspitze

Die Spitze ist mit einer Schutzhaube versehen, damit kein Schmutz und keine Feuchtigkeit in das Kumt eindringen kann.

Die Schlusskette

Die Schlusskette trägt den Aufhalter, einer Verbindung zur Deichsel, der den Wagen im abschüssigen Gelände abbremsen soll.

Chaeli und Sessel, jeweils sechs Buchstaben

In einigen Regionen wird das Kumt auch Chaeli oder Sessel genannt. Diese Bezeichnungen sind jedoch selten und kommen in Kreuzworträtseln deutlich weniger vor, als das Joch oder das Kumt in all seinen Schreibvarianten.

Revolution der Frühgeschichte

Die Entwicklung der Landwirtschaft und die Domestizierung von Nutztieren ist einer der Meilensteine der Menschheitsgeschichte. Sie markiert den Übergang vom nomadischen Leben der Altsteinzeit, auch Paläolithikum genannt, zum sesshaften Leben der Jungsteinzeit, auch Neolithikum genannt. Die Menschen banden sich an einen Ort mit fruchtbarem Boden und häuften erstmals in ihrer Geschichte Besitz an.

Die Vorräte für den Winter wurden zum Schatz, der über Leben und Verderben entschied. In dieser Zeit formten sich die ersten Räuberbanden, die Siedlungen überfielen und Vorräte und Arbeitsgeräte raubten oder die Menschen von ihrem fruchtbaren Land vertrieben.

Dies führte dazu, dass die Sippen sich zu Gemeinschaften mit anderen Familien zusammenschlossen, um ihren Besitz zu verteidigen. Sie begannen mit dem Bau von Zäunen und Palisaden, entwickelten Verteidigungswaffen. Das Leben in einer Dorfgemeinschaft unterlag ganz anderen Regeln als das Nomadenleben. Im dauerhaften engen Zusammenleben entstanden Konflikte, die mithilfe von weisen Ratgebern oder durch Strafen beigelegt werden mussten.

Bald strebten die Menschen nach mehr, sahen die Reichtümer anderer Dorfgemeinschaften und begannen mit dem Tauschhandel im großen Stil. Reisende Händler zogen von Ort zu Ort.

Im engen Zusammenleben und im regen Austausch durch den Fernhandel konnte die Sprache komplexere Formen annehmen und Erfindungen und Ideen verbreiteten sich schneller. Die Menschheit machte einen riesigen Sprung nach Vorne.

Das Joch und seine Weiterentwicklungen sind ein noch heute verwendetes Relikt dieser Zeitenwende, ein Sinnbild für die Errungenschaften der Menschheit.